Ein intensiver Abend ganz im Zeichen eines sensiblen Themas

18.04.2016 CJD Braunschweig « zur Übersicht

Der Film SEHT MICH VERSCHWINDEN erzählt die Geschichte von Isabelle Caro, die im Jahr 2007 für Aufsehen sorgte, als sie sich nackt mit nur 32 Kilo Körpergewicht für die "No-Anorexia“-Kampagne des italienischen Modelabels „Nolita“ von Starfotograf Oliviero Toscani abbilden ließ. Die Weltpresse war fasziniert vom selbstzerstörerischen Exhibitionismus der Bilder, die sich in Windeseile auf diversen Plattformen und in anderen Medien verbreiten. Gleichzeitig stieß die Kampagne auf harte Kritik – auch aus Angst, die Bilder könnten, anstatt abzuschrecken, jungen Frauen als Inspiration dienen. Doch wie realistisch ist der Umgang mit dem Thema Magersucht in diesem Film? Wie weit unterstützt das in den Medien oder von der Modeindustrie propagierte Schönheitsideal die Gefahr, dass junge Menschen eine Essstörung entwickeln?

Die Filmvorführung von „Seht mich verschwinden“ im Universum Filmtheater in Braunschweig wurde von der Wohngemeinschaft Perspektive präsentiert und beschäftigte sich genau diesem Thema. Im Anschluss diskutierte eine Expertenrunde, bestehend aus Mirjam Schmidt, Diplom- Sozialpädagogin und stellvertretende Maßnahmeleitung, Ulrike Adam, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig, Heinz Lüdde, Psychotherapeut in eigener Praxis und Supervisor der Wohngemeinschaft sowie Martina Hoffmeister, Diplom-Sozialarbeiterin und Fachtherapeutin für Essstörungen mit eigener Praxis sowie Mitarbeiterin  in der Erziehungsberatungsstelle in Gifhorn,  über den Film.

Besonders die Fragen aus dem Publikum im Anschluss der Diskussion machten klar: Essstörungen sind ein komplexes Feld. Jedoch gibt es viele Fragen auch von Nichtbetroffenen. Die wichtigste dabei: Woran erkennt man, dass eine Bekannte unter einer Essstörung leidet und wie kann man ihr oder ihm helfen?  Mirjam Schmidt gab dabei wohl die hilfreichste Antwort, in dem sie empfahl, Betroffene nicht direkt auf das auffällige Essverhalten anzusprechen, sondern vielmehr eine generelle Besorgnis zu äußern und zugleich Unterstützung anzubieten.

Insgesamt war der Abend ein großer Erfolg. 150 Besucher sorgten dafür, dass die Filmpräsentation vom kleinen in den großen Saal verlegt werden konnte und auch dieser am Ende voll war. Durch die zusätzliche umfangreiche Berichterstattung im Vorfeld konnte so einem sensiblen Thema und dem Engagement der Wohngruppe eine große Aufmerksamkeit zu Teil werden.

Wir danken dem Universum Filmtheater sowie den Diskussionsteilnehmern sowie Merle Müller, Schülerin vom Kompetenzkurs Journalismus & PR des Gymnasiums Christophorusschule, für die erfolgreiche Organisation des Abends.